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Projektausstellung AK 21

Aus der Komfortzone heraustreten: Projektausstellung an der Oberstufe Entlebuch

Dank der Lockerungen der Coronamassnahmen konnten am Donnerstag, 10. Juni auch die Angehörigen der Abschlussklassen aquamarin und bernstein die Projektarbeiten besichtigen. 36 Schülerinnen und Schüler beweisen damit ihre vielseitigen Interessen und Talente.

Im Zehnminutentakt wurden die Besuchergruppen nach vorheriger Anmeldung um und in das Schulhaus Bodenmatt geführt, wo die Schülerinnen und Schüler ihnen ihre Arbeiten präsentierten und erklärten. Es gab zu staunen! So vielfältig die Persönlichkeiten der Jugendlichen sind, so vielfältig sind ihre Talente und daraus resultierenden Arbeiten. Diese reichen etwa von der Gestaltung einer eigenen Homepage (Mara Reinhard) über das Restaurieren eines Puch Maxis (Joya Portmann), einer Modellbaunachstellung der D-Day Landung 'Operation Neptune' ("Ein wichtiger Tag in der Geschichte", Romeo Heuberger), dem Zimmern eines Pultes aus Fichtenholz (Dario Brun) oder eines Viehwagens (Andreas Felder) bis zur 'Lichterwelt', einer an einen orientalischen Gebetstempel erinnernden Konstellation aus Kerzengefässen. Durch diese aus Konservenbüchsen und Fässern hergestellten Lichtquellen hat Chiara Bieri aus Finsterwald "ein neues Hobby gefunden". Die angehende Bankkauffrau sieht darin einen künftigen Ausgleich zu ihrer Arbeit. "Ich kann mich darin vertiefen und komme auf andere Gedanken." So ergangen ist es auch ihrer Kollegin Soraya Bieri, Berufswunsch ebenfalls Bankkauffrau, die während der vorgegebenen 50 Arbeitsstunden aus Stahlblech 72 Blätter geschnitten, geschliffen und zu einem Spiegelrahmen zusammengeschweisst hat.

Hobby als Beruf

Eine Vielzahl der ausgestellten Objekte spiegelt den Berufswunsch der Erschaffenden wider. Als einfach hervorragend muss die Arbeit von Mauro Wigger bezeichnet werden. Er will Gestalter Werbetechnik werden und wollte mit seinem 'Mauropoly' 1. ein berühmtes Gesellschaftsspiel auf mich persönlich anpassen und 2. dadurch erste Erfahrungen mit dem Gestaltungsprogramm 'inDesign' sammeln. (Zitate aus seiner Projektdokumentation). Sein personifiziertes 'Monopoly' Spiel hat ausschliesslich mit (dem) Entlebuch zu tun; dazu schuf er in minutiöser Kleinarbeit eigene Geldscheine mit seinem Konterfei sowie ein Spielbrett samt Würfeln. Ähnlich viel Herzblut legte z.B. auch Thomas Stalder in seine Arbeit, der, als Training sozusagen, als künftiger Fahrzeugschlosser ein Holzbündelgerät konstruierte und schweisste. Manuel Bieri, der eine Hoftafel schuf oder Jonas Wicki, der ein elektronisches Überwachungssystem für den Stall entwickelte, verweisen dadurch auf den Landwirt in ihnen.

Langer Prozess, auch für die Lehrpersonen

Allen Ausstellenden gemein waren die Voraussetzungen: Das Fach 'Projektunterricht' nimmt auf der 3. Sekundarstufe vier Wochenlektionen ein, an zehn Nachmittagen bekommen die Schülerinnen und Schüler dafür unterrichtsfrei. Das erste Semester ist der Theorie gewidmet; hier werden Kleinprojekte realisiert und theoretische Grundlagen in Projektmanagement vermittelt. Budget-, Zeit- und Projektpläne werden entworfen, eingereicht und genehmigt. Im zweiten Semester dann werden die Ideen praktisch umgesetzt. Zusätzlich zu den Lehrpersonen stehen den Jugendlichen jeweils Patinnen und Paten zur Seite, die sie bei den Arbeiten beratend und gegebenenfalls auch finanziell unterstützen. Die Entstehung und der Verlauf des Projektes muss schriftlich dokumentiert werden und dient als zusätzlicher Anhaltspunkt zur Benotung. Die Lehrpersonen, heuer sind das Cristina Mazzei (Klasse aquamarin) und Benedikt Vogel (Klasse bernstein), statten den mehrheitlich daheim Arbeitenden und Tüftelnden im Normalfall einen Besuch ab, um sich ein Bild vom Stand der Dinge zu machen.

Gibt es auch Projekte, von deren Verwirklichung die Lehrperson abrät?

Das sei auch schon vorgekommen, informiert Benedikt Vogel. "Dann zum Beispiel, wenn die Aufgabe technisch zu anspruchsvoll ist. Die Arbeiten sollen schülergerecht sein, wir erwarten nicht das Niveau einer Lehrabschlussarbeit."

Benedikt Vogel, Cristina Mazzei sowie alle Besuchenden der Ausstellung sind sich auch dieses Jahr einig: Viele Jugendlichen stellen sehr hohe Ansprüche an sich und ihre Arbeiten. Oder, um es mit Chiara Bieris Worten zu sagen: "Man muss auch einmal seine Komfortzone verlassen und etwas anderes wagen."

Ruth Siegenthaler